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Quelle: Adobestock / studio v-zwoelf

Kostenexplosion: Viele Betriebe sehen wenig Möglichkeiten zum Sparen

Vor allem Unternehmen, die in den letzten Jahren in Energieeinsparungen und Prozessoptimierungen investiert haben, sehen kaum noch weitere Einsparmöglichkeiten.

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Rund zwei Dutzend Logistikzentren hat Pfenning Logistics, Heddesheim, in Deutschland. Die weitaus meisten haben Photovoltaikanlagen. Mit selbst produziertem Strom will der Dienstleister, der einer der führenden Kühllogistiker ist, die explodierenden Energiekosten in den Griff bekommen. Auch Bürogebäude sollen sich selbst mit Strom versorgen.

Vor wenigen Monaten hat Pfenning auf seiner Unternehmenszentrale in Heddesheim Photovoltaik installiert.

Wir wollen unabhängig von fossilen Energiequellen werden“, sagt Torsten Radszuweit, Leiter Zentraleinkauf und Immobilien.

Wenn jetzt auch Büroräume energieautark versorgt wird, steigert dies die Wirtschaftlichkeit der Immobilien.

Wer aktuell Speditionen und Logistikunternehmen fragt, wie sie die sprunghaften Kostensteigerungen in den Griff bekommen wollen, wird fast immer auf den Dauerbrenner Energie verwiesen. Bei Strom und Heizung kann jeder Betrieb Einsparungen aus eigener Kraft realisieren. Bei anderen Kostentreibern muss er hingegen sich mit Kunden abstimmen, auf Gesetze oder Verordnungen Rück-sicht nehmen oder überbetrieblichen Rahmenbedingungen Rechnung tragen. Auch großen Branchenunternehmen macht die Situation zu schaffen.

Die Kosten sind 2022 in nahezu allen Bereichen bis hin zu Paletten erheblich gestiegen”, sagt Alexander Tonn, Geschäftsführer Road Logistics von Dachser. „Anfang 2023 kommt die Mauterhöhung hinzu.”

Vor allem aber trage laut Tonn der zunehmende Fachkräftemangel „ganz erheblich“ zur Kostenentwicklung bei. Am meisten gesucht sind weiterhin Lkw-Fahrerinnen und Fahrer.

Dachser hat der Situation bereits Rechnung getragen und die Zahlungszyklen für Diesel-Floater, welche mit Transportpartnern vereinbart wurden, beschleunigt. Bei den Personalkosten, die an vielen Standorten den größten Anteil an den Ausgaben ausmachen, hat das Kemptener Unternehmen wie nahezu alle Branchenbetriebe kaum Spielraum. Auch Arbeitergeber, die nicht der Tarifbindung unterliegen, müssen sich an den Gehältern orientieren, die Gewerkschaften und Arbeitgeber aushandeln. Für 2023 stehen Lohnerhöhungen von deutlich über fünf Prozent bevor.

Ein Vorgeschmack hierauf gibt der Tarifvertrag, den der Lan-desverband Bayerischer Spediteure (LBS) jetzt mit der Dienstleistungsg-werkschaft Verdi abgeschlossen hat und der für die nächsten zwei Jahre Lohnerhöhungen von durchschnittlich 7.7 Prozent vorsieht. Für Mitarbeiter in niedrigen Lohngruppen wurden fixe Aufschläge vereinbart.

Unser größtes Problem bleibt der Fachkräftemangel”, klagt auch Fatlind Hoxha, Gründer von Umzugskompass in Poing bei München. „Im Markt sind kaum gute Fahrer zu finden.“

Übertarifliche Gehälter sind vorprogrammiert, die Zusatzkosten wird der Spezialist für Umzüge und Kleintransporte vermutlich an die Kunden weitergeben. Das Thema Energiesparen rückt da in den Hintergrund, zumal Hoxha bisher alle Möglichkeiten zur Kostenreduktion genutzt hat.

Im Büro laufen nicht genutzte Geräte tagsüber auf Standby, und werden nachts vollständig abgeschaltet“, sagt der Unternehmer. „Das rund 6000 Quadratmeter große Lager verbraucht kaum Strom und keine Heizungswärme. Auch einfache Maßnahmen wie das regelmäßige Schließen der Türen bringen nicht viel.“

Bleiben die vier Lkw. Jeder Transport im Großraum München wird mit einer Tourenplanungssoftware vorbereitet, so dass die sechs Fahrer immer die kürzesten Routen zurücklegen. Wenn diese auf Außenterminen auch Möbel montieren, nehmen sie Verpackungsmaterial für eine nochmalige Verwertung mit.

Auch das spart Kosten“, stellt Hoxha fest.

Das Beispiel zeigt, dass mancher Betrieb mit einer weiteren Digitalisierung zusätzliche Einsparungen realisieren kann. Das gilt auch für Dachser. Der Logistikkon-zern hat an drei süddeutschen Standorte voll automatisierte Hochregallager in Betrieb genommen, welche im Wareneingang alle Packstücke automatisch erfas-sen

Die Prozesse werden beschleunigen, außerdem entfallen Suchprozesse“, skizziert Tonn indirekte Spareffekte.

Außerdem hat Dachser 8.500 Wechselbrücken im Fernverkehr mit intelligenten Trackern ausgestattet. Jetzt kann das Unternehmen auch im Stückgut exakte Ankunftszeiten berechnen und Kapazitäten besser planen können.

Vor allem Unternehmen, die in den letzten Jahren in Energieeinsparungen und Prozessoptimierungen investiert haben, sehen kaum noch weitere Einsparmöglichkeiten.

Jetzt kommt es auf die Mitarbeiter selbst an“, sagt Wolfgang Thoma, Geschäftsführer von Ansorge Logistik in Biessenhofen.

Jeder Beschäftigte müsse während seiner Arbeit Möglichkeiten zum Energiesparen nutzen. Licht abschalten, Heizung runterfahren, Computer im Standby-Betrieb schalten – auch kleine Maßnahmen zählen.

Gas- und Stromverbrauch sollen um bis zu 20 Prozent sinken“, gibt Thoma als Ziel vor. Dann kann er den verblebenden Energiebedarf ausschließlich zu den gedeckelten Preisen, die die Bundesregierung für die Gas- und Strompreisbremse beschlossen hat, einkaufen.

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