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Foto: Traide AI

Gründerinterview: KI rückt immer mehr in die Mitte der Gesellschaft

Das Berliner Start-up traide AI wurde 2021 von Leonie Althaus, Philipp Friebertshäuser und Hendrik Niemann gegründet. traide AI setzt sich zum Ziel zollrechtliche Prozesse mittels KI zu optimieren und so den internationalen Handel für Unternehmen effizienter und sicherer zu machen. "Es entsteht ein Bewusstsein dafür, dass die oben beschriebenen Herausforderungen nur gelöst werden können, wenn man Technologien eine Chance gibt und diese an den richtigen Stellen einsetzt, betont Leonie Althaus in unserem Interview.

Lesezeit 5 Min.

Natalia Jakubowska, Trans.iNFO:Was genau macht Ihr Start-up?

Leonie Althaus, CEO und Gründerin von traide AI:Bei traide AI haben wir eine KI-basierte Software entwickelt, welche Unternehmen jeder Industrie und Größe dabei helfen soll, Ihre Zollprozesse effizient und sicher zu gestalten. Dabei konzentrieren wir uns im ersten Schritt vor allem um die wichtigste Grundlage – die zollrechtlichen Daten.

traide AI kann Produkte basierend auf der individuellen Produktbeschreibung einreihen und die Einreihung begründen. Das führt dazu, dass wir Informationen wir Zölle, Steuern und Regularien ermitteln können.

Was für ein Problem wird durch Ihr Produkt gelöst? Welche Nachfrage wird damit gedeckt?

Wir helfen den Unternehmen, Ressourcen von repetitiven Aufgaben auf wertschöpfende Themen zu verlagern, in dem wir zum Beispiel die Tarifierung durch unser KI-Tool effizient und sicherer gestalten. So entlasten wir das Team und verhelfen zu einer höheren Compliance.

Was ist Ihre Zielgruppe?

Wir arbeiten viel mit Textil-, Industrie-, Automobil- und Lebensmittelunternehmen. Grundsätzlich hilft traide AI jedoch jedem Unternehmen, die zollrechtlichen Daten auf dem neuesten Stand zu haben. Dabei bedienen wir Unternehmen jeder Größe.

Inwiefern entspricht das Produkt den aktuellen Markttrends?

Wir sehen eine große Belastung der Zollabteilungen durch immer mehr und komplexere Regularien. Dabei wird der Wunsch nach Internationalisierung und die Anforderungen an einen reibungslosen Ablauf immer höher. Die Unternehmen stehen der Herausforderung gegenüber, immer schneller in mehr Länder, mit mehr Regularien und höheren Volumina zu versenden. Dabei gibt es viel zu wenig Experten im Bereich Zoll. Die Ein- und Ausfuhr von Gütern wird zu einem Bottleneck.

Zusätzlich sehen wir, dass die KI-Technologie langsam einen Platz in der Mitte unserer Gesellschaft oder Unternehmen einnimmt. Es entsteht ein Bewusstsein dafür, dass die oben beschriebenen Herausforderungen nur gelöst werden können, wenn man Technologien eine Chance gibt und diese an den richtigen Stellen einsetzt. Und im Bereich der Zollprozesse sehen wir extrem viel Potenzial.

Wann und wie sind Sie auf Ihre Gründungsidee gekommen?

Wir hatten uns initial mit dem Dokumentenproblem in der Logistik beschäftigt. Der Zollbereich wurde uns von einem Partnerunternehmen vorgestellt. Nach den ersten Gesprächen war schnell klar – hier gibt es ein echtes Problem zu lösen, hier können wir wirklich helfen und hier ist noch ganz schön Spielraum für tolle Technologien.

Dabei ist vor allem der Zolltarif ein spannendes, weltweites Konzept, um Daten zu strukturieren. Denn nur über strukturierte Daten können wir am Ende auch in operativen und strategischen Prozessen helfen. Dazu kam, dass wir von Anfang an auf eine hilfsbereite und offene Branche getroffen sind, die Lust auf Innovation hat.

Welche Art von Wissen hatten Sie in diesem Bereich während der Gründung Ihres Startups? Und wie haben Sie Ihr Produkt überprüft?

Wir haben sehr viel technisches Wissen und KI-Wissen bei uns im Team. Es wurde früh klar, dass wir uns im Bereich Zoll und einiges aneignen können und mit viel Expertenaustausch weit kommen. Vor allem haben wir mit Lilla (Head of Customs), als ehemalige Zöllnerin und Zollberaterin, die perfekte Ergänzung zu unserem Team gefunden. Nur so konnten wir ein wirklich gutes Produkt bauen, das den rechtlichen Anforderungen gerecht wird.

Woher kam das Kapital für Ihr Unternehmen?

Wir haben sowohl Angel Investoren als auch institutionelle Investoren dabei. Unsere Finanzierungsrunden haben wir erst kürzlich announced. Mit dem Geld können wir in die weitere Entwicklung von traide AI investieren.

Was hätten Sie rückblickend in der Startphase anders gemacht?

Nicht wirklich was Großes – eventuell hätte ich etwas mehr in meine Fähigkeiten und Entscheidungen vertraut.

Welche Tipps können Sie anderen Gründerinnen und Gründern geben?

Anfangen und Durchhalten (lacht). Das Risiko ist kleiner als man denkt. Das Worst-Case-Szenario kann ja nur bedeuten, dass es nicht klappt und man wieder in die Festanstellung geht. Ohnehin ergibt es oft Sinn, die Situation im Best-, Real- und Worst-Case-Szenario zu betrachten.

Was ist die größte unmittelbare Herausforderung für Ihr Unternehmen und wo sehen Sie sich selbst in fünf Jahren?

Wir müssen nun zeigen, dass wir mit traide AI über die Tarifierung hinaus in den Unternehmen Wert schaffen können. Unser Ziel ist es, über die nächsten Jahre mit traide AI ein Tool zu schaffen, welches die zollrechtliche Informationen weltweit ermittelt, aggregiert und prüft. Das hilft zum einen in der Automatisierung der operativen Prozesse und lässt im zweiten Schritt auch eine strategische Betrachtung der Zollprozesse zu.So können wir langfristig in den Unternehmen Ressourcen sparen, Einsparpotenziale identifizieren und Handelsrisiken minimieren – und das weltweit.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up hätten?

Gute Frage! Damals wollte ich Unternehmensberaterin werden. Das wäre es jetzt auf keinen Fall mehr. Eventuell würde ich eher in Richtung Investment Banking gehen oder Vertrieb.

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