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Quelle: Adobestock / creativenature.nl

Weiterer Rückgang der Transportpreise auf den meisten europäischen Strecken

Laut dem jüngsten Bericht der Analysten von Transport Intelligence und Upply sind die Frachtraten im europäischen Straßengüterverkehr im ersten Quartal 2023 weiter gesunken. Im Vergleich zum letzten Quartal 2022 sank der Index der Frachtraten auf dem Spotmarkt um 7,5 Punkte und der Index der Preise auf dem Kontraktmarkt um 2,8 Punkte.

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Dies ist das zweite Quartal in Folge, in dem die Transportpreise nach einer langen Wachstumsphase gesunken sind. In den ersten drei Monaten des Jahres 2023 fiel der Index des Spotmarktes auf 132,5 Punkte, verglichen mit 142,1 Punkten im vierten Quartal 2022.

Gleichzeitig erreichte der Index der Frachtraten auf dem Kontraktmarkt 127,2 Punkte und lag im letzten Quartal 2022 immer noch bei 130 Punkten.

Dabei sollte betont werden, dass trotz der Rückgänge in den letzten beiden Quartalen sowohl der Spot- als auch der Kontraktindex deutlich über ihren Werten im entsprechenden Zeitraum 2022 lagen. Auf dem Spotmarkt war das Ergebnis im ersten Quartal 2023 um 8,9 Punkte höher als im Vorjahr. Der Kontraktindex hingegen übertraf seinen Vorjahreswert sogar um 10,7 Punkte.
Zum Rückgang der Transportpreise haben die rückläufige Transportnachfrage in Verbindung mit dem geringeren Verbrauch sowie die Folgen der hohen Inflation in den meisten europäischen Ländern beigetragen. Die schrumpfende Kaufkraft der europäischen Verbraucher führt zu geringeren Ausgaben und folglich zu weniger Aufträgen für die Transportunternehmer. Ein zusätzlicher Faktor, der die Transportraten nach unten drückte, war der Rückgang der Kraftstoffpreise – sie lagen im ersten Quartal 2023 durchschnittlich 9 Prozent unter dem Vorjahresniveau, aber sind immer noch höher als im Jahr 2021.

Aufgrund des Rückgangs der Nachfrage hat sich die Verfügbarkeit von Lkw-Fahrern leicht verbessert. Das Problem des Fahrermangels wurde jedoch keineswegs gelöst. Vincent Erard, Senior Director of Strategy and Development bei der International Transport Union (IRU), betont, dass „jeder Nachfrageschub seitens der europäischen Volkswirtschaften das Problem des Fahrermangels erheblich verschärfen wird, was wiederum die wirtschaftliche Entwicklung einschränken wird”.

Negativer Einfluss der Inflation auf die Frachtraten in Polen

Im ersten Quartal sanken alle Transportpreise auf der Strecke zwischen Warschau und Duisburg, die für die polnische Wirtschaft und die inländischen Transportunternehmer besonders wichtig ist. Die Frachtraten waren in diesem Fall um 2,4 Prozent niedriger als im Vorquartal (und betrugen im Durchschnitt 1.496 EUR oder 1,38 Euro pro km). Die Preise auf dem Spotmarkt fielen noch stärker – um 6,6 Prozent auf 1.680 EUR (1,56 Euro/km). Bemerkenswert ist, dass die Preise auf dem Kontraktmarkt im Jahresvergleich um mehr als 24 Prozent und die Frachtraten auf dem Spotmarkt um 16 Prozent höher lagen.

Wenn es sich um Rücktransporte nach Warschau handelt, dann sanken die Frachtraten auf dem Kontraktmarkt im Vergleich zu Q4 2022 um 2,1 Prozent – auf 1.184 Euro (1,09 Euro/km). Auf dem Spotmarkt verlangten die Transportunternehmer im Durchschnitt 8 Prozent weniger, nämlich 1367 Euro (1,26 Euro/km). Auch in Richtung Deutschland waren die Preise vor einem Jahr höher, wenn auch nicht so stark wie in westlicher Richtung – um 10 Prozent auf dem Kontraktmarkt und knapp 3,6 Prozent auf dem Spotmarkt.

Die Transportaufträge auf der Strecke Warschau-Duisburg werden durch die schlechte Verfassung der deutschen Industrie und die geringere Nachfrage nach Komponenten und Halbfertigprodukten aus Polen beeinträchtigt, was sich auch auf die Frachtpreise auswirkt. Andererseits ist auf dieser Strecke ein neues Phänomen zu beobachten, das aus polnischer Sicht besorgniserregend ist. Die Analysten von TI weisen darauf hin, dass der Rückgang der durchschnittlichen Frachtrate auf dem Sportmarkt in Richtung Polen (8,3 Prozent) doppelt so hoch war wie der durchschnittliche Rückgang in Europa – eine Folge des Konsumeinbruchs in diesem Land. Analysten fügen hinzu, dass während der Pandemie , sowie auch bei früheren Krisen, die polnische Wirtschaft dank dem Inlandsverbrauch gerettet wurde. Jetzt aber macht die hohe Inflation dem westlichen Nachbarn Deutschlands besonders schwer zu schaffen.

Deutsch-französische Anomalie

Auch auf anderen wichtigen europäischen Strecken waren Rückgänge zu beobachten. Von Duisburg nach Lille fielen die Preise auf dem Kontraktmarkt im Quartalsvergleich um 6,5 Prozent auf 704 Euro (2,33 Euro/km). Auf dem Spotmarkt sanken sie um 9,6 Prozent auf 755 Euro (2,5 Euro/km). Von Lille nach Duisburg gingen die Transportpreise auf dem Kontraktmarkt wiederum um 2,3 Prozent zurück (499 Euro und 1,65 Euro/km). Interessanterweise verzeichnete der Spotmarkt auf dieser Strecke jedoch einen Anstieg um 1,9 Prozent auf 577 Euro (1,91 Euro/km).

Im europäischen Maßstab handelte es sich dabei um ein überraschendes Phänomen, denn 87 Prozent der europäischen Transportpreise des Spotmarktes verzeichneten im ersten Quartal Rückgänge. Dies lässt sich auf die Ergebnisse des deutschen Industriesektors zurückführen, der in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres nur ein minimales Produktionswachstum erzielte.

Höhere Transportpreise in zwei Ländern dank besseren Ernten

Auf der Strecke Paris – Madrid in Richtung Spanien stiegen die Transportpreise auf dem Kontraktmarkt um 12,5 Prozent, während die Frachtraten auf dem Spotmarkt um 1,5 Prozent sanken. Auf der Strecke in Richtung der französischen Hauptstadt stiegen die Preise auf dem Kontraktmarkt um 4,1 Prozent. Auf dem Spotmarkt waren sie um 4,3 Prozent niedriger.

Die Strecke zwischen Frankreich und Spanien war eine der wenigen Richtungen, auf denen ein Anstieg der Preise auf dem Kontraktmarkt verzeichnet wurde. Dies ist auf einen Anstieg der landwirtschaftlichen Produktion in Spanien und die Vorhersage eines guten Jahres zurückzuführen. Nach Jahren mit schwachen Ernten auf der iberischen Halbinsel streben die französischen Importeure danach, die Versorgung mit Lebensmitteln aus Spanien zu sichern.

Eine ähnliche Situation ist im Fall von Italien zu beobachten. Dort haben die geringe Produktion im Agrarsektor in den letzten Jahren sowie die Ankündigung einer besseren Ernte im Jahr 2023 dazu beigetragen, dass die Frachtpreise auf dem Kontraktmarkt auf den Exportrouten aus diesem Land im Gegensatz zu den meisten europäischen Transportpreisen gestiegen sind.

Weitere Rückgänge in Sicht

Die Autoren des Berichts weisen auch darauf hin, dass sinkende Volumina und mehr verfügbare Transportkapazitäten bedeuten, dass sich der Abwärtstrend bei den Frachtpreisen bis 2023 fortsetzen dürfte. Aufgrund der nach wie vor hohen Kosten werden sie jedoch im Vergleich zum historischen Niveau hoch sein. Dies wird das Ausmaß des Rückgangs der Transportpreise begrenzen.

Ein mildernder Faktor dabei wird auch der Aufwärtsdruck auf die Löhne sein, der wahrscheinlich auch den Transportsektor betreffen wird. Dies dürfte dafür sorgen, dass die Frachtpreise trotz des deutlichen Konsum-Einbruchs und der gesunkenen Transportnachfrage nicht auf ein historisch niedriges Niveau sinken.

„Die Vorhersage geht davon aus, dass die Transportpreise im 2. Quartal weiter sinken werden. Die saisonal bedingte steigende Nachfrage wird sie jedoch wahrscheinlich höher halten”, erklärt Michael Clover, Head of Commercial Department bei TI.

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