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Starker Rückgang der Raten auf den wichtigsten europäischen Strecken

Obwohl die Frachtraten im europäischen Straßenverkehr ein Rekordniveau erreicht haben, hat sich ihr Wachstum im dritten Quartal stark verlangsamt. Laut einem Bericht der Analysten von Transport Intelligence (TI) und Upply macht sich die Konjunkturabschwächung bereits deutlich bemerkbar.

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Im 3. Quartal stieg sowohl der Preisindex auf dem Kontrakt- als auch auf dem Spotmarkt in Europa auf historische Höchststände. Dennoch haben sich die im letzten Bericht veröffentlichten Prognosen erfüllt – das Wachstumstempo der Raten hat deutlich abgenommen.

Der Index der Kontraktraten erreichte im dritten Quartal 129,7 Punkte, 5,4 Punkte mehr als im Vorquartal und 19,6 Punkte mehr als im Vorjahr. Dieser Anstieg machte jedoch nur 80 Prozent des Anstiegs im zweiten Quartal aus.

Auf dem Spotmarkt lag der Index bei 142,6 Punkten und somit ist er gegenüber dem Vorquartal um 6 Punkte und gegenüber dem Vorjahresquartal um 26,4 Punkte gestiegen. Es ist erwähnenswert, dass der Anstieg im zweiten Quartal gegenüber dem Vorquartal halb so hoch war.

Nachfragerückgang trifft die Raten

Der Grund für die Abschwächung des Ratenwachstums liegt eindeutig in der Verlangsamung des Verbrauchs und der Industrieproduktion in Europa. Die Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes produzieren weniger, die Verbraucher kaufen weniger, was sich in einer geringeren Nachfrage nach Verkehrsdienstleistungen niederschlägt. Darüber hinaus sind die Lagerbestände in europäischen Lagern sehr hoch, was das Auftragsvolumen (und die Transportraten) im letzten Quartal des Jahres weiter senken könnte.

Andererseits gibt es immer noch Faktoren, die einen Anstieg der Raten begünstigen. An erster Stelle stehen die hohen Kraftstoffpreise, die in den kommenden Monaten mehreren Faktoren ausgesetzt werden, die ihren Anstieg beeinflussen könnten. Analysten von TI und Upply schätzen, dass der Kraftstoffpreis heute bis zu 50 Prozent der Kosten der Frachtführer ausmachen könnte, während es vor der Pandemie nur etwa ein Drittel war.

Auch der Fahrermangel ist ein Problem, mit dem Frachtführer in ganz Europa zu kämpfen haben, und es gibt keine Anzeichen dafür, dass die Branche in den kommenden Jahren nicht mehr von dieser Herausforderung betroffen sein wird. Darüber hinaus wird sich die Situation mit dem Eintritt einer großen Gruppe von Autofahrern im Alter von 50+ in den Ruhestand wahrscheinlich noch verschärfen.

Trotz der schwächelnden deutschen Wirtschaft und der geringeren Nachfrage haben die Beförderungspreise in Deutschland im August aufgrund der Dürre einen „Kick” bekommen. Der niedrige Wasserstand des Rheins und anderer deutscher Flüsse führte dazu, dass die Nachfrage nach Straßentransporten stieg, da die Verlader ihre Ladung von Binnenschiffen auf Lkw verlagerten.

Das Ende des Wohlstands in Frankreich

Die Dürre in Deutschland wirkte sich auch auf die Tarife auf der Strecke zwischen Duisburg und Paris aus. Hier war der Anstieg der Raten höher als im europäischen Durchschnitt. Dazu hat auch die wirtschaftliche Situation in Frankreich beigetragen, das lange Zeit (die nun vorbei zu sein scheint) von den großen europäischen Märkten den pandemischen Abschwung am besten bewältigt hat.

Auf dem Kontraktmarkt auf der Route von Duisburg nach Paris wurden im dritten Quartal durchschnittlich 974 Euro (3,23 Euro/km) bezahlt – 5,8 Prozent mehr als im Vorquartal. Die Rückfahrt nach Duisburg war mit durchschnittlich 545 Euro (1,8 Euro/km) deutlich günstiger, was allerdings eine Steigerung von mehr als 9 Prozent gegenüber dem Vorquartal bedeutet.

Der Spotpreis auf der Strecke nach Paris betrug hingegen 1.072 Euro (3,55 Euro/km), um 7,2 Prozent mehr als im Zeitraum vom April bis Juni, während der Spotpreis nach Duisburg geringfügig um 2 Prozent auf 663 Euro (2,2 Euro/km) stieg.

Für die nächsten Monate sagen die TI-Analysten eine Verlangsamung der Preiserhöhungen voraus. Dies folgt auf die bereits schwächelnde Verbrauchernachfrage in Frankreich und die oben erwähnten Probleme der deutschen Industrie.

Die Anzeichen für das Ende der guten Zeiten in der französischen Wirtschaft sind auch auf den Binnenstrecken des Landes zu erkennen. Der Preisindex auf dem Kontraktmarkt stieg um 4,2 Punkte auf 126,6 Punkte. Dennoch war dies nur knapp die Hälfte des Anstiegs, der im zweiten Quartal verzeichnet wurde. Am Spotmarkt lag der Index bei 139,7 Punkten (ein Plus von 2,9 Punkten).

Auch auf der Strecke zwischen Frankreich und Spanien, wo die Raten im zweiten Quartal um rund 20 Prozent gegenüber dem Vorquartal gestiegen sind, ist eine deutliche Beruhigung zu beobachten. Die Kontraktpreise in Richtung Paris stiegen im Quartalsvergleich um 2,7 Prozent und nach Madrid um 1,8 Prozent. Auf dem Spotmarkt stiegen die Raten nach Frankreich um 1,4 Prozent und nach Madrid um 7,6 Prozent. Die Analysten von TI weisen darauf hin, dass die Raten für diese Ziele im September gegenüber dem Vormonat gesunken sind.

Österreich am teuersten

Interessanterweise wurde der größte Anstieg der Raten im letzten Quartal in Österreich verzeichnet. Der Anstieg auf den Importstrecken war fast doppelt so hoch wie im europäischen Durchschnitt. Der Preisindex auf dem Kontraktmarkt lag bei 141,9 Prozentpunkten (um 12,3 Punkte mehr als im Vorquartal) und auf dem Spotmarkt 144,1 Punkte (um 8,4 Punkte höher).

Was die Auswärtsfahrten betrifft, so betrug der Anstieg des Index auf dem Kontraktmarkt 11,8 Prozentpunkte (auf 124,5 Punkte) und auf dem Spotmarkt erreichte der Index 159,9 Punkte (ein Anstieg um 14 Punkte gegenüber dem Vorquartal).

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