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Litauen schuf eine neue Intermodal-Verbindung über Kaunas. “Das ist ein neues Tor nach Europa”

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In Litauen wurde letzte Woche der Betrieb eines der wichtigsten Intermodal-Terminale in diesem Teil Europas in Betrieb gesetzt. Der Eisenbahnknotenpunkt für Rail Baltica in Kaunas ist einer der am weitesten nach Osten gelegene Punkt des europäischen Eisenbahnnetzes. Nach Meinung der Experten ist das ein wichtiger Schritt bei der Schaffung einer voll funktionsfähigen Verkehrsachse Ost-West.

Die Eröffnung des Intermodal-Terminals in Kaunas erlaubt den bereits 2015 ausgebauten Abschnitt zwischen Kaunas und der Grenze zu Polen sowie die Inbetriebnahme der Intermodal-Verbindungen noch vor Beendigung des Projektes Rail Baltica zu nutzen. In Litauen gibt es zwei Spurweiten – die breite Spurweite 1520 mm (93,7 % des Eisenbahnnetzes) und Normalspurweite 1435 mm (6,3 %). Die Intermodal-Verbindung von Kaunas mit dem restlichen Europa war durch die Errichtung auf einem Abschnitt von 120 Kilometern zwischen dem neuen Güterterminal und der polnisch-litauischen Grenze der europäischen Gleise, die in meisten Ländern der Europäischen Union vorkommen, möglich.

Der Umbau und die Anpassung des Eisenbahnknotens in Kaunas war eines der komplexesten Infrastrukturprojekte des Landes. Das ist ein wichtiger Schritt beim Bau des Wettbewerbsvorteils Litauens als logistischen Hubs, der die Eisenbahnverbindung mit den Ländern der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAWU) hat. Litauen schuf eine funktionsfähige Intermodal-Verbindung mit dem Industrie- und Geschäftszentrum Europas, welche eine direkte Eisenbahntransporte von Aufliegern durch Deutschland und Polen ermöglichen.

Intermodales Terminal in Kaunas

Transportunternehmen setzen aufs Intermodal

Girteka Logistics hat die neue Strecke zuerst getestet. Am 16. Juli verließen die Auflieger des litauischen Transportunternehmens Tilburg in den Niederlanden und erreichten nach vier Tagen Kaunas. Nach Meinung von Girteka ist die Firma durch das Güterterminal in Kaunas imstande, ihren Kunden noch mehr per Eisenbahn erreichbare Orte zu bieten, was eine umweltfreundliche Beförderung noch größerer Gütermengen ermöglicht.

2020 realisierte Girteka Logistics im Rahmen von intermodalen Lösungen ca. 5 % der beförderten Güter. Dieses Jahr konnte das Transportunternehmen dieses Ergebnis bereits verdoppeln. Die Firma plant jedes Jahr das Volumen der per Bahn beförderten Güter zu verdoppeln, so dass rund 20 % sämtlicher Transportaufträge bis 2025 auf Schiene verlagert werden.

Ähnliche Pläne realisiert ebenfalls eine andere bekannte litauische Firma, Vlantana. Vor einigen Tagen teilte das Transportunternehmen über das Testen einer umweltfreundlichen Lösung der Firma CargoBeamer AG und Durchführung von Bahntransporten auf der Linie Calais – Perpignan in Frankreich mit.

Das litauische Tor nach Europa

Der litauische Transportminister Marius Skuodis informierte, dass zum Terminal in Kaunas zwei Züge wöchentlich fahren werden und bis Ende des Jahres diese Anzahl auf vier steigen soll. Er sagte ebenfalls an, dass nächstes Jahr eine neue Strecke aus Norditalien entsteht, von wo aus die Ladungen per Bahnverbindung direkt nach Kaunas kommen.

Jedes Jahr werden über die polnisch-litauische Grenze per Straßentransport ca. 24 Mio. Tonnen Ladung verfrachtet. Das ist nach Meinung des Ministeriums ein riesiges Potential für die intermodalen Betreiber. Nach Meinung des Ministers würde die entsprechende intermodale Struktur erlauben, “die Energieressourcen wirtschaftlicher auszunutzen, die CO2-Emissionnen erheblich zu senken und die Sicherheit auf Straßen zu erhöhen”.

Foto: Sumin.lt

Karolis Sankovskis, der Generaldirektor von LTG Infra, einer Gesellschaft, welche für die Umsetzung von Rail Baltica in Litauen verantwortlich ist, stellte fest, dass das Terminal in Kaunas die Funktion des Tors nach Europa erfüllt. Dort können die Waren von der breiten russischen Spurweite auf die schmalere europäische und umgekehrt verladen werden. Ferner können hier Verladungsoperationen von einem Transportmittel auf ein anderes durchgeführt werden. Das Terminal ist ebenfalls zur Verladung von LKW-Aufliegern angepasst.

Rail Baltica soll bis 2026 Warschau, Kaunas, Riga und Tallin verbinden. Der Gesamtwert des Projektes in baltischen Staaten beträgt ca. 5,8 Mrd. Euro. Die Netzlänge beträgt 870 km, wovon nur auf Litauen fast 400 km entfallen. Die Strecke in baltischen Staaten verläuft von der Grenze zu Polen über Kaunas und Poniewiesch, in Lettland schneidet es Riga und in Estland – Parnu und Tallin durch.

Foto: Sumin.lt

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