Foto:Trans.eu Group

Kurzinterview: Steigende Energie- und Materialpreise haben die Kosten für logistische Dienstleistungen rapide erhöht

Das vergangene Jahr hat viele deutsche Unternehmen vor Probleme mit ihrer eigenen Wirtschaftlichkeit gestellt, betont Aleksandra Marszałek im Interview. Daher empfiehlt sie Unternehmen im Jahr 2023 noch stärker auf Risikomanagement zu setzen.

Lesezeit 4 Min.

Natalia Jakubowska, Trans.iNFO: Wie blicken Sie auf das Jahr 2022 zurück?

Aleksandra Marszałek,  Westeuropa-CEO der Trans.eu Group: Das Jahr 2022 lässt sich als dynamisch und volatil beschreiben. Die aufgrund der Corona-Pandemie auftretenden Engpässe in den Lieferketten haben sich durch weitere externe Einflüsse nochmals verstärkt und konnten sich nur gelegentlich etwas beruhigen. Ein Ende dieser Entwicklung ist derzeit nicht in Sicht. Darüber hinaus haben globale Krisen – insbesondere der Krieg in der Ukraine – zu drastischen Veränderungen in der Logistikbranche geführt. Steigende Energie- und Materialpreise haben die Kosten für logistische Dienstleistungen rapide erhöht. Die Preisveränderungen werden dabei immer schwerer vorhersehbar und sorgen für Unsicherheit am Markt

Was ist Ihr persönliches Branchenwort des Jahres ?

Preissteigerung.

Was erwarten Sie mit Blick auf die Transport-und Logistikbranche für 2023?

Die Logistikbranche musste bereits erste Erfahrungen mit der Anfälligkeit der digitalen Infrastruktur machen, als die APM-Terminals im Hafen von Rotterdam gehackt wurden und der wichtigsten Containerhafen Europas für mehrere Tage in Chaos stürzte. Es gibt gute Gründe für die Annahme, dass sich ähnliche Vorfälle in Zukunft häufen werden. Gleichzeitig zeichnet sich weiterhin ein starker Trend zu verstärkter Automatisierung und dem erweiterten Einsatz von Künstlicher Intelligenz ab. Cyber-Security wird dadurch zu einem immer wichtigeren Faktor und die Investitionen in entsprechende Softwaresysteme werden zunehmen. 

Es ist nicht davon auszugehen, dass der Preisanstieg plötzlich gebremst wird. Vielmehr sieht es danach aus, dass weitere Änderungen wie die Erhöhung der LKW-Maut ab 01.01.2023 zu einer weiteren Preissteigerung führen werden.

Das vergangene Jahr hat viele deutsche Unternehmen vor Probleme mit ihrer eigenen Wirtschaftlichkeit gestellt. Um diese wiederherzustellen, muss davon ausgegangen werden, dass Nachhaltigkeitsziele 2023 geringere Priorität haben werden.

Auch Verschiebungen bei Angebot und Nachfrage sind ebenfalls nicht auszuschließen. Die globalen Krisen führen zu Veränderungen in den internationalen Handelsströmen und auch in Deutschland könnte die Wirtschaftsleistung im nächsten Jahr sinken. Für den Transportsektor würde dies weniger Ladungen am Markt bedeuten und damit eine völlig neue Herausforderung für alle Beteiligten in der Branche.

Welche Aktivitäten und Projekte stehen bei Ihnen für das Jahr 2023 auf der Agenda?

Für die Trans.eu GmbH geht es im nächsten Jahr in erster Linie darum, die erfolgreich angelaufene Expansion in Westeuropa fortzuführen. Dafür werden die Integration von Sales, Marketing und Customer Success noch stärker forciert. Dazu zählt auch, den Automatisierungsgrad von relevanten Marketing- und Sales-Prozessen zu erhöhen. Darüber hinaus plant Trans.eu die Erschließung von neuen Partnerschaften im Tech-Bereich.

Welche Tipps würden Sie Unternehmen für ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2023 geben?

Die gegebenen Rahmenbedingungen machen es nötig, sich gegen externe Risiken zu schützen und gleichzeitig die eigene Effizienz zu steigern. Ganzheitliches Risikomanagement und eine vielversprechende Analyse der Supply Chain sind dabei unabdingbar, damit die eigene Wirtschaftsleistung gewährleistet werden kann. Um eine Effizienzsteigerung zu erlangen, empfiehlt sich die Nutzung intelligenter Softwarelösungen. Und schließlich sollten auch 2023 die Investitionen in Mitarbeiter-Entwicklung und Training nicht zu kurz kommen, um die Auswirkungen des Fachkräftemangels beherrschbar zu halten.  

Tags