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Foto: BdKEP_2019

Kurzinterview: Die Schocks auf der Kostenseite zwingen Unternehmen zum substanziellen Umdenken und Umsteuern

Antriebs- und Mobilitätswende, Umstrukturierungen im Einzelhandel und das Wachstum des E-Commerce bieten Chancen für neue Geschäftsmodelle. Unternehmen sollten daher Umdenken und Umsteuern, sagt in unserem Interview Andreas Schumann.

Lesezeit 3 Min.

Natalia Jakubowska, Trans.iNFO:Wie blicken Sie auf das Jahr 2022 zurück?

Andreas Schumann,Vorsitzender des Bundesverbandes der Kurier-Express-Post-Dienste: Das Jahr lässt sich durch die Begriffe “Krise” und “Aufbruch” beschreiben. Besonders die Entwicklungen in Folge des russischen Überfalls auf die Ukraine haben schon länger bestehende strukturelle Schwächen der KEP-Branche mit brutaler Härte offengelegt. Die bisherigen Geschäftsmodelle können nur mit möglichst billigsten Ressourcen wie für Fahrzeuge und Kraftstoffe funktionieren. Geringe Margen verhindern Investitionen in die Zukunft, beispielsweise in Effizienz und Nachhaltigkeit.

Gleichzeitig ist die Branche – getrieben durch die Politik, Verwaltungen und Industrie – nun tatsächlich im Aufbruch in Richtung Antriebs- und Mobilitätswende. Neue Fahrzeugkonzepte und Geschäftsmodelle werden evaluiert und umgesetzt. Die Schocks, besonders auf der Kostenseite, zwingen Unternehmen zum substanziellen Umdenken und Umsteuern.

Was ist Ihr persönliches Branchenwort des Jahres ?

Verbrennerausstieg 2035.

Was erwarten Sie mit Blick auf die Transport- und Logistikbranche für 2023?

Der KEP-Mittelstand kommt aufgrund erheblicher Nachteile in der Kapitalausstattung in Kombination mit zu geringer politischer Aufmerksamkeit im Wettbewerb mit global agierenden Konzernen unter Druck. Kosten für Ressourcen bleiben auf hohem Niveau und steigen weiter. Das Wachstum bei den Sendungsmengen bleibt bestehen, wenn auch auf niedrigerem Niveau als in den letzten Jahren. Der Personalmangel wird die Branche weiter begleiten. Die Branche rückt im Kontext der bisher besonders auf politischer Ebene fehlenden wirksamen Konzepte zur Einhaltung der branchenbezogenen Klimaschutzziele weiter in den Fokus der Gesellschaft. Die Antriebs- und Mobilitätswende, Umstrukturierungen im Einzelhandel und das Wachstum des E-Commerce bieten Chancen für neue Geschäftsmodelle.

Welche Aktivitäten und Projekte stehen bei Ihnen für das Jahr 2023 auf der Agenda?

Es wird für den Verband darum gehen, den Verbrennerausstieg zu gestalten und zu begleiten sowie sich für mittelstandsfreundliche Rahmenbedingungen einzusetzen. Offene Standards für Sendungsnummern und Datenaustauschformate werden weiterentwickelt und in die Praxis überführt. So können sich neue mittelständische KEP-Netzwerke formieren. Ein Höhepunkt in der Verbandsarbeit werden die Veranstaltungen Last Mile City Logistics #lmcl in Kombination mit dem Innovationstag Kurier-Express-Post #iKEP am 28./29. Juni in Berlin sein.

Welche Tipps würden Sie Unternehmen für ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2023 geben?

Besonders mittelständische Unternehmen sollten Strategien ausarbeiten und umsetzen, mit denen sie trotz schlechter Margensituation und geringer Kapitaldecke zukunftsfähig werden. Sonst werden sie die Antriebs- und Mobilitätswende in Kombination mit den anderen Herausforderungen wie beim Personal nur schwer meistern können. Signifikante Effizienzsteigerungen in Kombination mit Automatisierung und, auch wenn es schon oft gesagt wurde, Digitalisierung sind wichtige Voraussetzungen dafür. Um neue Geschäftsmodelle realisieren zu können, sollte auch der Vertrieb entsprechend ausgebaut werden. Diese Schwerpunkte stehen nicht nur für 2023, sondern auch für die folgenden Jahre.

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