TransInfo

Digitale Transformation folgt dem veränderten Konsumverhalten

Lesezeit 7 Min.

Kunden stellen höchste Ansprüche an die Flexibilität und den Servicegrad von logistischen Dienstleistungen und das besonders in Zeiten der Digitalisierung. Hauptsächliche Markttreiber der Digitalisierung sind gestiegene Anforderungen hinsichtlich Transparenz, Lieferfähigkeit und Liefertreue sowie der Wunsch nach individualisierten Produkten oder Leistungen.

Für viele Menschen, insbesondere für Digital Natives, gehört der permanente Umgang mit Smart Devices wie Smartphones, Tablets und Datenbrillen zum Alltag. Zum Teil sind sie fortwährend im Internet unterwegs, zeitweise sogar auf mehreren Kanälen gleichzeitig. Die damit verbundene Möglichkeit der kontinuierlichen Lokalisierung sehen sie für ebenso selbstverständlich an wie die kurzfristige Bedarfsgenerierung. Dadurch wächst auch das Bedürfnis nach einer verbesserten Produkt- und Service-Individualisierung.

Der B2C-Bereich schürt hier hohe Erwartungen, die die Kunden nun zunehmend auch auf das B2B-Umfeld übertragen. Die Auswirkungen betreffen die gesamte logistische Wertschöpfungskette sowie alle angeschlossenen Branchen und Bereiche. Das reicht vom Handel bis zur Versorgung der industriellen Produktion. Die Logistik sieht sich neuen informationstechnischen Herausforderungen gegenüber. Die zeitnahe Bereitstellung von Informationen zur Verfolgung von Waren und Gütern (Tracking und Tracing) ist ebenso gefragt wie die Integration digitaler Services in internationale Netzwerke. Hierzu muss eine digitale Logistik interaktiver, schneller, sicherer sowie zuverlässiger operieren und kommunizieren.

Die Digitalisierung verändert den Zugang zum Kunden

Was heisst das konkret ? Der Zugang zum Kunden hat sich durch digitale Geschäftsmodelle erheblich verändert: Früher war es üblich, dass die Fracht vom Spediteur abgeholt wurde und dieser den weiteren Transportweg mit dem LKW, per Luftfracht oder im Seecontainer organisierte. Heute eröffnen digitale Plattformen jedem Produzenten, Händler oder einer Privatperson die Chance, Logistikdienstleistungen mit jeder Sendung im direkten Wettbewerb selbst auszuschreiben. Damit haben sie einen viel direkteren Zugang zu den Anbietern im Markt und auch eine höhere Preistransparenz. Mit den am Markt befindlichen digitalen Frachtvermittlungsplattformen haben innovative Logistik-Startups eine Möglichkeit geschaffen, mit Hilfe cloudbasierter Systeme eine effiziente Auslastung der Transportmittel zu generieren. Dabei führen Informationen über den Transportweg und den Zustand der Sendung für den Kunden zu einem hohen Maß an Transparenz. Diese Daten können dann als digitaler Zwilling auf einem kundenfreundlichen Dashboard abgebildet werden. Die Beauftragung und die gesamte nachgelagerte Kommunikation wickeln viele Anbieter ebenfalls auf den Online-Plattformen ab.

Share Economy – die neue Modelle sind schon da

Die Digitalisierung brachte uns nicht nur das Smartphone oder das Internet – sie führte auch zu einem veränderten Eigentumsbegriff. Frei zugänglich, weg vom Kaufen und Besitzen hin zum Teilen und Tauschen von Dingen, Wissen, Ressourcen und Erfahrungen. Die Share Economy verbindet Menschen auf Plattformen. Die neuen Modelle der Share Economy ersetzen zahlreiche Konsumgüter oder Leistungen. So nutzen und bezahlen immer mehr Kunden ein Auto nur noch dann, wenn sie es benötigen, buchen private Unterkunftsmöglichkeiten statt Hotelzimmer oder nutzen Mitfahrgelegenheiten.

Bereits jetzt gibt es einige Konzepte und Lösungen für Share Economy in der Logistik. Wie so oft, entstammt der Ursprung dieser Ideen aus dem Online-Umfeld. Auch wenn Uber einen Dämpfer vor den deutschen Gerichten einstecken musste: In einigen anderen Ländern hat der Fahrdienstanbieter bereits das Taxisystem revolutioniert. Das Konzept überzeugt: das Taxi per App am Smartphone bestellen, den konkreten Fahrer identifizieren, seine Kundenbewertung prüfen, die Anfahrt des Taxis übers Handy verfolgen. Per Navi rasch ans Ziel, und die Abrechnung erfolgt automatisch im Netz. Uber Cargo experimentiert schon mit Lösungen für den Transport von Fracht.

App-basierte Transport- und Logistiklösungen haben einen gemeinsamen USP: Sie ermöglichen die direkte Kommunikation z.B. mit den Onlineshoppern und Verladern mit den nachgelagerten Letzte-Meile-Kurierfahrern und Fuhrparkbetreibern. Einige lassen sogar eine Organisation der Transporte zwischen privaten Endkonsumenten über eine Art Schwarmintelligenz zu.

Der Fokus der bisher aktuellen Anwendungen liegt klar im B2C und C2C-Bereich. Allerdings könnten ähnliche Trends auch den B2B-Transportbereich in Zukunft erfassen.

In den USA und auch in Deutschland gibt es bereits erste Sharing-Lösungen im Warehousing-Bereich: Über die Cloud-basierte Plattform Flexe, STORD oder WH 1 in Deutschland kann der Kunde Lagerraum buchen – wie Airbnb für Warenhäuser.

Digitale Logistik: Verdrängungskampf um Marktanteile

Die Digitalisierung in der Logistik gewinnt weiterhin an Tempo. Das lässt sich unter anderem an den Investitionen in digitale Logistik Start-Ups ablesen: Letzte Zahlen aus 2019 belegen, dass die Finanzierungssumme in Start-ups auf einen Rekordwert von 13,8 Milliarden Dollar gestiegen ist– ein Plus von 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Neben den etablierten Speditionskonzernen, die ebenfalls als Plattformanbieter auftreten, entstehen zurzeit viele Startup-Unternehmen, wie z.B. neue Logistik-Plattformen, die in der Vergabe von Transportaufträgen auf elektronischem Weg eine Marktchance sehen. Einige sind national tätig, andere agieren ausschließlich im Straßengüterverkehr, teilweise auch nur im Bereich der Teil – und Komplettladungen und digitale Spediteure, die international arbeiten. Alles Unternehmen, die auf Basis von Daten und Informationen neue Geschäftsmodelle und Services anbieten. Vielen traditionellen Logistikunternehmen stellt sich darüber hinaus die Frage, ob sich diese Services mit ihren Angeboten kombinieren lassen oder ob hier ein neuer Wettbewerb heranwächst.

Im Wettstreit der Digitalspezialisten untereinander steht dagegen zunehmend ein Kampf um die Vormachtstellung an. Ob IT-Plattformen für See- und Luftfracht und Landverkehr, Fintech-Lösungen für die Logistik oder Lieferlösungen für die letzte Meile, das Wachstumstempo als auch die Konsolidierung wird dort kurz- und mittelfristig höher sein als im klassischen Wettbewerbsumfeld.

Die Corona-Pandemie als Digitalisierungsbooster

Es gab auch Gewinner wie E-Commerce und den Lebensmittelhandel, Paketdienste, Softwareunternehmen, Hersteller von Medizintechnik und Hygienemitteln, die Gesundheitsbranche generell. Covid-19 veranlasst die ganze Branche dazu, die digitale Transformation ihrer Kernaktivitäten zu beschleunigen oder spätestens jetzt einzuleiten.

Betrachten wir einmal speziell den Online-Handel. Der unaufhaltsame Boom in diesem Bereich hat in den letzten Jahren im Transportwesen zu einer extremen Wettbewerbssituation geführt. Dabei geht es für E-Commerce-Anbieter und Transportdienstleister gleichermaßen um jede Minute und jeden Euro.

Die Corona-Krise erhöht den bereits bestehenden Druck weiter. Das Pandemiegeschehen wirkt weltweit, und so auch in Deutschland, wie ein Brandbeschleuniger auf die laufenden Entwicklungen in der Logistikindustrie und schafft darüber hinaus auch noch ganz neue Herausforderungen. Das hat gerade zum Beginn der Krise für einige Unternehmen überraschend rasant zu Dringlichkeiten geführt, auf die nicht in jedem Fall sofort reagiert werden konnte.

Foto: Pixabay/geralt

Tags