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Polizei kommt Betrügern auf die Spur, die große Logistikunternehmen mit illegalen Arbeitskräften belieferten

Bei einer von der Berliner Staatsanwaltschaft angeordneten Serie von Razzien haben Zoll- und Polizeibeamte am Mittwoch Beweise für organisierten Arbeitsbetrug in der Logistikindustrie aufgedeckt. Die Beamten gehen gegen ein Netzwerk von Firmen aus dem In- und Ausland vor, die illegal Menschen aus der Ukraine und Moldawien als Leiharbeiter für große deutsche Logistikunternehmen anstellten.

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Insgesamt wurden 12 Logistikzentren in 10 Bundesländern von den Beamten durchsucht. Der Schwerpunkt lag in Berlin und Brandenburg, wo 9 Personen im Alter zwischen 32 und 62 Jahren festgenommen wurden, darunter der mutmaßliche Anführer der Operation – ein in Russland geborener Mann mit deutschem Pass. Die Beamten durchsuchten die Wohnungen der Beschuldigten, aber auch Firmen, Geschäftsräume und Logistikzentren. Die Beamten durchsuchten auch die Wohnungen der Arbeiter, die unter schwierigen Bedingungen leben sollen.

Dies ist bisher einer der größten Einsätze”, sagte Jens Schobranski, Sprecher der Bundespolizeidirektion Berlin.

Bei den genannten Durchsuchungen fand die Polizei fast 300 Personen, deren Aufenthaltsstatus unklar war und die im Verdacht standen, sich illegal aufzuhalten. Der mutmaßlichen Bande wird unter anderem der Schmuggel von Ausländern zur Arbeitsaufnahme, die Fälschung von Dokumenten sowie die Organisation von Schwarzarbeit und illegaler Beschäftigung vorgeworfen.

Im In- und Ausland wurden über 80 Konten sichergestellt und diverse Immobilien, hochwertige Fahrzeuge und andere Luxusgüter beschlagnahmt. Insgesamt wurde ein unglaublicher Betrag von 19 Millionen Euro beschlagnahmt.

Nach Berichten aus Deutschland funktionierte das System der Betrüger über die Gründung von Firmen in den baltischen Staaten sowie in Polen und Deutschland. Über diese Firmen wurden dann Arbeitnehmer aus Drittländern an große deutsche Logistikunternehmen entsandt. Die Angestellten wurden jedoch mit gefälschten Dokumenten, darunter auch mit gefälschten Impfzeugnissen, eingestellt.

Es wurde davon ausgegangen, dass sie versicherungspflichtig beschäftigt waren”, sagt Christine Höfele, Staatsanwältin und Leiterin der Ermittlungen.

Tatsächlich waren die Mitarbeiter aber illegal in Deutschland beschäftigt. Außerdem wurden sie unter dem Mindestlohn bezahlt und hatten keine Rechte in Bezug auf Sicherheit und Gesundheitsschutz.

Das ist klassische Ausbeutung”, sagte die Staatsanwältin.

In einem Extremfall zahlte ein Logistikunternehmen 6 750 Euro für einen ukrainischen Arbeiter. Er erhielt jedoch nur 750 Euro, und den Rest steckten die Betrüger einfach ein. „Die Firmen im Ausland bekommen das Geld und von dort wird es sofort von ihren Konten abgebucht”, erklärte Höfele.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wird nun gegen 20 Verdächtige verschiedener Nationalitäten in diesem Fall weiter ermittelt.

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